Alltagsbildung für junge Flüchtlinge – Akkulturation aktiv begleiten

57 Prozent aller in Deutschland ankommenden Flüchtlinge sind unter 25 Jahre alt (Stand 05/2016). Sie kommen in ein Land, dessen Kultur sie nicht kennen. Sie suchen Schutz, Sicherheit und Orientierung – diesen Rahmen sollten die Mitarbeitenden der Jugendhilfe jungen Flüchtlingen systematisch (strukturiert nach Inhalt und Zeit) vermitteln. Letztlich geht es darum, das Wissen, welches sich in Deutschland aufwachsende junge Menschen in zwei Jahrzehnten aneignen (Sozialisation, Enkulturation), möglichst schnell und umfassend zu vermitteln und somit durch Erziehung das Hineinwachsen junger Flüchtlinge in ihre neue kulturelle Umwelt zu unterstützen (Akkulturation). Dabei kommt es vor allem darauf an, kulturelle Unterschiede zu erkennen und zu reflektieren sowie die Regeln und Traditionen der deutschen Kultur zu erlernen.

Zielgruppe

Führungskräfte, pädagogische und andere Fachkräfte sowie fachfremde Mitarbeitende, die mit der Unterbringung, Versorgung und Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen/Ausländern im Rahmen der Jugendhilfe betraut sind.

Ziele

Die Teilnehmenden kennen die Konzepte zur Sozialisation, Enkulturation und Akkulturation und übernehmen auf Basis eines geklärten und sicheren Rollenverständnisses Verantwortung für die Akkulturation neu ankommender Flüchtlinge. Sie wissen, welches kulturspezifisches Wissen sie jungen Flüchtlingen vermitteln sollen und wie sie das tun können.

Inhalt

Was müssen neu ankommende junge Flüchtlinge wissen?

- Sozialisation, Enkulturation, Akkulturation und Alltagsbildung

Wo bin ich?

- Geografie und Sozialraum

Wie funktioniert Deutschland?

- Gesellschaftsverständnis und Rechtsordnung

Was passiert hier mit mir?

- Kinder- und Jugendhilferecht

Darf ich hier bleiben?

- Asyl- und Aufenthaltsrecht

Was ist „den Deutschen“ wichtig?

- Werte und Normen

Welche Rechte und Pflichten habe ich?

- Rechte und Pflichten

Wie verhalte ich mich richtig?

- Einstellungen und Verhaltensweisen

- Physiologische Bedürfnisse (Ernährung, Schlaf, Gesundheit, Hygiene, Kleidung, Sexualität u. a.)

- Psychische und Sicherheitsbedürfnisse (Regeln, Ordnung, Geborgenheit, Unterstützung u. a.)

- Soziale Bedürfnisse (Kontakt zu anderen, Paarbeziehung, Familie, Freunde und Bekannte, Respektspersonen u. a.)

- Individualbedürfnisse (Wohnraum, Schule und Ausbildung, Arbeiten und Beruf, Freizeit, Transport, Konsum u. a.)

- Selbstverwirklichung (Idealismus, Helden, Feste und Bräuche in Deutschland u. a.)

Wie vermitteln Fachkräfte dieses Alltagswissen?

- Erziehung, Didaktik und situatives Lernen