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Diplomarbeit 3. Teil

9.4 Arbeitsformen und Methoden des sozialpädagogischen Handelns

9.4.1 Begriffsbestimmung und Indikation

Ich möchte der Erörterung sozialpädagogischer Interventionsmöglichkeiten einige kurze allgemeine Überlegungen zu den Begriffen Didaktik und Methodik sowie der Frage nach der Indikationsstellung von Einzelfallhilfe und Gruppenarbeit voranstellen.

"Didaktik und Methodik stehen in einem sich gegenseitig bedingenden Verhältnis" (Schilling, 1983, S. 23). Die Didaktik beschäftigt sich mit dem Was und Warum, die Methodik hingegen mit dem Wie und Womit.

Am Anfang irgendeiner Intervention müssen immer Ziele formuliert, später erst können Methoden überlegt werden. Dabei ist zu beachten, daß bestimmte Ziele nur mit bestimmten Methoden realisiert werden können, andererseits gibt es jedoch auch Methoden, die nur auf bestimmte Ziele anwendbar sind (vgl. Schilling, 1983, S. 23).

Wenn wir von Didaktik sprechen, so meinen wir immer eine Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden, welche durch bestimmte Inhalte gekenneichnet ist und bestimmte Absichten und Ziele verfolgt. Die zentrale Frage der Didaktik könnte also lauten: Warum sollen welche Ziele angestrebt werden?

Der Begriff Methodik läßt sich phänomenologisch durch das griechische Wort menthos, welches den Weg oder ein planmäßiges Verfahren bedeutet, erklären.

Am Anfang der Methodenbestimmung stehen immer spezielle Aufgaben und Ziele. Zur Verwirklichung und Umsetzung dieser Ziele ist ein bestimmtes Vorgehen, welches überlegt, planmäßig und übertragbar sein sollte, nötig. Eben dies sind Methoden, die vom Ziel der Handlung, von der Struktur des Rahmens und von den Bedingungen, unter denen sie eingesetzt werden sollen, abhängen.

In den vorangegangenen Kapiteln nannte ich die Methode der Einzelgespräche und der Gruppentherapie, die nebeneinander in der Behandlung von Abhängigen eingesetzt werden.

Dieses Nebeneinander möchte ich an dieser Stelle, bevor ich sozialpädagogisch relevante Grundsätze erläutere und bestimme, etwas näher definieren.

In der Literatur findet sich hierzu eine Abhandlung von Heigl-Evers und Schultze-Dierbach, in der sie grundsätzliche Überlegungen zur Indikation von Einzel- und Gruppentherapie in der Behandlung von Suchtkranken anstellen.

Ich glaube, daß sich diese differenzierte Indikationsstellung auf die sozialpädagogischen Methoden der Einzelfallhilfe sowie der Gruppenarbeit übertragen lassen, ohne diese Methoden einer therapeutischen Intervention gleichzusetzen.

Die Autoren unterscheiden prinzipiell vier Gruppen von Abhängigen: 1. Präpsychotische -, 2. borderlinestrukturierte -, 3. narzistisch gestörte - und 4. depressive Abhängige. Die Gruppenzugehörigkeit bedingt jedoch keine generelle Festlegung auf Einzel- oder Gruppentherapie. Sie kann nur ein mitbestimmendes Kriterium bei folgender Zuordnung sein:

Die Methode der Einzeltherapie ist bei Patienten zu bevorzugen, die schwere Ichfunktionsdefizite haben und bei denen diese durch eine Nachreifung ausgeglichen werden können. Ferner ist Einzeltherapie bei Patienten, die narzistisch sehr verletzbar sind und in der Folge eine niedrige Schamschranke haben, impliziert. Die Aufarbeitung der persönlichen Biographie, speziell hinsichtlich der Ursachen der Abhängigkeit und der Funktion der Sucht kann, wie auch eine differenzierte Binnenwahrnehmung, in Einzelgesprächen eher erreicht werden.

Gruppentherapie ist dann empfehlenswert, wenn die entlastende Funktion der Gruppe, im Sinne einer Ich-stützenden und einer Über-Ich-entlastende Aufgabe nötig ist. Darüber hinaus scheint Gruppentherapie besonders bei Patienten mit Kontaktstörungen, wie einer eingeschränkten Außenwahrnehmung und einer nicht genügenden Wahrnehmung der Wirkung eigenen Verhaltens auf andere, angezeigt. Generell können Wahrnehmungsverleugnungen in der Gruppe besser angegangen werden (vgl. Heigl-Evers, 1983).

Aus dieser differenzierten Indikation kann ich für die Leitung der Orientierungsphase individuelle Ansatzpunkte für die Methodenauswahl ableiten. Bei Patienten, bei denen intraspsychische Probleme, wie z.B. Omnipotenzphantasien oder sexuelle Mißhandlungen aufgearbeitet werden sollen, halte ich Einzelgespräche für sinnvoll. Hingegen spreche ich Probleme, die sich auf die real existierende Außenwelt, z.B. die Gruppe, beziehen in der Orientierungsgruppe an.

Generell steht es aber jedem Patienten frei, persönliche Probleme von sich aus in Gruppen- oder Einzelgespräche einzubringen. Ihm hierfür die Verantwortung abzunehmen, lehne ich ab.

Ziel meiner Handlungen ist es, einen möglichst breiten Behandlungsrahmen zu gewährleisten. Einerseits motiviere ich Patienten, Probleme, die in Einzelgesprächen bearbeitet wurden, in die Gruppentherapiesitzungen einzubringen, andererseits bespreche ich Probleme, die in Orientierungsgruppensitzungen angesprochen wurden, gegebenenfalls in Einzelgesprächen weiter. Die Methode meiner Wahl ist in der Orientierungsphase die Gruppenarbeit; im Folgenden werde ich die Vorteile aufzeigen.

9.4.2 Anwendung von Grundsätzen der Gruppenarbeit

Der Erfolg der Anonymen Alkoholiker und ähnlicher Selbsthilfegruppen hat der Gruppenarbeit in der Behandlung von Abhängigen den Weg bereitet.

Battegay sieht in der Gruppenarbeit die Chance, Fusionstendenzen des Abhängigen mit dem Leiter und der Gruppe produktiv zu nutzen. Die Regression auf das narzistische Gruppen-Selbst gibt dem Mitglied Halt und Sicherheit. Der Abhängige kann hier ein stärkeres Gemeinsamkeits-, Gleichheits- und Omnipotenzgefühl erleben, indem er stolz auf die Mitgliedschaft und das Erreichte sein und damit sein wenig ausgeprägtes Selbstwertgefühl stärken kann (Battegay, 1977, S.75f).

Ein weiterer Vorteil ist die gleichmäßigere Übertragungsverteilung auf den Leiter und andere Mitglieder durch die große Vielzahl der Identifikationsmöglichkeiten (vgl. Küfner, 1978). Damit schützt die Gruppe zum einen den Leiter, zum anderen aber auch den betreffenden Patienten vor zuviel Nähe.

Hierdeis resümiert, daß in der Gruppenarbeit mehrseitige Interaktionsmöglichkeiten einbezogen werden können, und der Mensch als Einheit aus seelischen und körperlichen Prozessen angesprochen wird. Er sieht den zentralen Vorteil von Gruppenarbeit in der Integration von Vergangenheit und Gegenwart, von Verdrängtem und Bewußtem, sowie im Wechsel von Kontakt zur Umwelt und dem Rückzug aus ihr. So kann Offenheit und Ehrlichkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen entstehen (vgl. Hierdeis, 1977, S. 128f).

Aus diesen Vorteilen ergeben sich eine Reihe von Anforderungen an die Anwendung von sozialpädagogischen Grundsätzen.

Der Leiter sollte anfangs mehr stützend als aufdeckend arbeiten, um eine positive Übertragungsfigur werden zu können. Ansonsten würde es zu einer Reizüberflutung kommen, die unausweichlich eine massive, nicht mehr aufzufangende Angstentwicklung auslösen würde.

Darüber hinaus muß er Zusammenhänge aufzeigen, damit Verständnis wecken und das Gefühl des Angenommenseins zu ermöglichen. Er stellt Fragen, kommentiert, deutet und signalisiert trotzdem eine akzeptierende, solidarische Haltung. Durch die Teilnahme an der Interaktion kann er Vorbild sein, indem seine eigenen Beiträge durch Offenheit und Klarheit geprägt sind. Zusammen mit der Gruppe muß er auf den Abbau von Verleugnungstendenzen hinsichtlich jeder Form der Abhängigkeit hinwirken (vgl. Feibel, 1960).

Letztlich muß die Gruppe so geleitet werden, daß entstehende Spannungen, Gefühle und Konflikte ausgehalten und positiv aufgearbeitet werden können und somit nicht zu einem Abbruch führen. Die der Katharsis nachfolgende Erkenntnis und Einsicht sollte als Ansatzpunkt für ein neues, integriertes Verhalten genutzt werden.

Zuviel Methodeneinsatz könnte hier mehr schädigend als helfend wirken, da die neuen Patienten meist nicht in der Lage sind, abgegrenzt und differenziert mit den Methoden zu arbeiten, und die dadurch auftauchenden Gefühle nicht als ihre eigenen anzunehmen. So würde der Verleugnung der eigenen Gefühle weiter Vorschub geleistet.

Der Leiter sollte die Gegenwart zum Platz des Erlebens und des Veränderns machen, indem er Ursachen und Gründe von bestimmten Verhaltensweisen anhand von biographischen Fakten oder momentanen Konflikten mit den Betreffenden herausarbeitet, und dies im "Hier und Jetzt" der Erfahrung, des Erlebens und des Veränderns zugänglich macht.

In der Leitung der Orientierungsgruppe wende ich folgende sozialpädagogischen Grundsätze der Gruppenarbeit an: Da anfangen, wo die Gruppe steht, Strukturierungshilfen geben, persönliche Wertschätzung, emotionale Stimulationen und kognitive Erklärungen bieten, Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen, das "Hier und Jetzt" betonen und nach Möglichkeit zu individualisieren (vgl. Liebermann, 1973).

Grundlage meiner Interventionen ist, neben meinem Wissen und meiner Außenwahrnehmung, meine eigene Befindlichkeit. Wenn ich merke, daß ich angespannt oder verkrampft bin, nehme ich dies als Anlaß mich zu fragen, inwieweit ich auf Unaufrichtigkeit oder Täuschungsversuche der Gruppe reagiere und warum ich eigene Gefühle, Gedanken, Bedürfnisse oder Befürchtungen nicht offen ausdrücke.

Das Prinzip, da anzufangen, wo die Gruppe steht, heißt meines Erachtens, erst einmal Raum zum gegenseitigen Ab- und Herantasten zu schaffen. Ich versuche das Gruppenklima, die Erwartungen und Befürchtungen der Teilnehmer gegenüber der Gruppe als Ausgangspunkt der Gruppensitzung zu nutzen und überlasse es primär der Gruppe, ihr eigenes Tempo und den Grad an Offenheit festzulegen. Die Teilnehmer sollen sich dieser Situation bewußt werden, damit sich niemand überfordert fühlt und gleich zu Beginn der Gruppe eine übertriebene Dynamik erwartet. Darüber hinaus berücksichtige ich den Erfahrungshorizont und die Bedürfnisse der Gruppenmitglieder, um Inhalte der jeweiligen Sitzung festzusetzen.

In jeder Gruppenphase benötigt eine Gruppe Strukturierung. Durch den Leiter müssen Grenzen gesetzt, Spielregeln vorgeschlagen und Rollen und Normen definiert werden. Weiter muß das Ziel der Gruppe bestimmt, ihr Arbeitsstil und die Reihenfolge der Bearbeitung von Einzelproblemen festgesetzt werden. Jede Gruppe hat an ihren Leiter eine Reihe von Erwartungen, "... insbesondere solche, die Strukturierungsangebote betreffen, um die Beteiligten aus ihrer Unsicherheit herauszuführen" (Geißler, 1983, S. 35).

Der Ausdruck persönlicher Wertschätzung bedeutet vordergründig das Eintreten für den Schutz der Teilnehmer. Dahinter verbirgt sich allerdings die Erwartung an einen "liebenden Vater". Der Leiter sollte freundschaftliche Gefühle gegenüber den Mitgliedern äußern, und Gesten der Zuneigung, des Vertrauens, der Unterstützung, der Anerkennung und der Ermutigung ausdrücken. Durch persönliche Wärme und Akzeptierens des Teilnehmers signalisiert der Leiter ein ehrliches Interesse an dem Betreffenden und befriedigt so das Bedürfnis nach Zugehörigkeit, Anerkennung und Respekt. Pseudowertschätzung hingegen ist schädlich, sie zerstört jede Grundlage der gemeinsamen Arbeit.

Durch das Ausdrücken eigener Gefühle, Einstellungen und Ansichten werden die Mitglieder emotional stimuliert, herausgefordert und mit der Wahrheit eines anderen konfrontiert. Dabei setzen sich durch das Lernen am Modell und durch die Partizipation an einem solchen Gefühle bei den Teilnehmer in Bewegung. Der Leiter zeigt, was in der Gruppe möglich ist, er gibt aber auch Offenheit durch seinen Vertrauensvorschuß vor. Allerdings sollte sich der Leiter dadurch nicht zum Mittelpunkt der Gruppe machen.

Funktionale Zusammenhänge zwischen dem Verhalten der Mitglieder und den Vorgängen in der Gruppe können durch Interpretationshilfen, Konzeptangebote und Hintergrundinformationen durch den Leiter erklärbar gemacht werden. Damit stellt der Leiter einen gewissen Bezugsrahmen her, durch den der einzelne Teilnehmer seine eigene Situation, aber auch seine Gefühle, Werthaltungen, Konflikte und Interaktionsmöglichkeiten verstehen kann. Die Gruppen- sowie die Persönlichkeitsentwicklung werden für die Teilnehmer nachvollziehbar und stellen dadurch keine Bedrohung für den Einzelnen dar, da er eine gewisse Ordnung in sein Erleben bringen kann.

Die Möglichkeit zur Entwicklung ist bei einem Abhängigen erst dann gegeben, wenn er eigene Gefühle als Teil seines Selbst annimmt. Deshalb sind viele meiner Aktionen auf das Hervorrufen dem Verhalten zugrundeliegender Gefühle gerichtet. Veränderung kann nur dadurch stattfinden, daß der Teilnehmer lernt, das zu leben, was er ist und nicht das zu leben versucht was er gerne sein würde. Demnach müssen eigene Gefühle zur Basis der neu zu erlernenden Verhaltensweisen und Konfliktlösungsstrategien werden.

In der Orientierungsgruppe versuche ich Material aus der Vergangenheit zu aktualisieren, indem ich den Patienten ermutige und anreize dieses erlebnisgemäß in die Gegenwart zu übertragen. Die beginnt bereits bei der Sprache. Ich achte darauf, daß Patienten Erlebnisse, Gefühle oder Gedanken der Vergangenheit nicht im Imperfekt, sondern im Präsens ausdrücken. Damit bekommt das Vergangene eine gefühlsmäßige Dimension, durch die abgespaltene und unbewußte Teile des damaligen Erlebens, unterdrückte Ausdrucksmöglichkeiten und selektierte Wahrnehmungsinhalte in die Unmittelbarkeit des "Hier und Jetzt" zurückkehren. Problem- und Konfliktsituationen können neu erlebt werden, unerledigte und offene Probleme können abgeschlossen werden. Der Teilnehmer kann jetzt das ausdrücken, was er früher unterdrückt oder "heruntergeschluckt" hat.

Der letzte der hier genannten Grundsätze ist der des Individualisierens. Es ist eine entscheidende Aufgabe des Leiters in einer Gruppe, den Respekt vor Wert und Würde des Einzelnen zu wahren. Jede Gruppe fängt schnell an zu verallgemeinern und undifferenziert gegenüber den individuellen Problemen zu werden. Der Mitarbeiter muß verhindern, daß Einzelne in "Sündenbockpositionen" geraten oder übermäßig als Übertragungsobjekt benutzt werden.

Der Gruppenleiter der Orientierungsgruppe hat vorwiegend eine Über-Ich- oder übernimmt eine Hilfs-Ich-Funktion (vgl. Aßfalg, 1980). Problematisch wird dies, wenn der Abhängige beginnt, sich den Erwartungen und Wünschen des Leiters anzupassen. Damit würde der Therapeut zur Ersatzdroge und würde zur Vermeidung von Auseinandersetzungen und Konflikten dienen.

Für mich ist es schwierig, die Grenze zu finden zwischen Vorbild , Ichideal und Ichstütze zu sein und zum anderen konfrontierend und aufdeckend zu arbeiten. Generell besteht in der Gruppenarbeit mit Abhängigen die Gefahr, daß die Gruppe das Suchtmittel ersetzt und dadurch Strukturen, Rollen und Themen unter einem diffusen Gemeinschaftsgefühl verschwinden. Vollbehr sieht bei Abhängigengruppen die Gefahr, daß es zu Pseudo-Gruppenverhalten kommt, da keine ernsthafe Auseinandersetzung mit Problemen und Mitglieder stattfindet. Hingegen kommt es seiner Ansicht nach häufig nur zu oberflächlich symbiotischen Erfahrungen (vgl. Vollbehr, 1980).

Hierdurch kann das sozialpädagogische Ziel der Gruppenarbeit in der Orientierungsphase gefährdet sein. Mein Ziel ist es, eine erhöhte Frustrationstoleranz aufzubauen, größere Sensibilität für eigene und fremde Gefühle zu realisieren, das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen zu erhöhen und ganzheitliche Objektbeziehungen zu ermöglichen.

9.4.3 Anwendung von Grundsätzen der Einzelfallhilfe

Für welche Problembereiche und Zielsetzungen ich Einzelgespräche für sinnvoller als Gruppensitzungen halte, habe ich weiter oben schon ausführlich dagestellt.

Burian sieht in den primitiven Objektbeziehungen und der ausgeprägten Ambivalenz sowie in der niedrigen Frustrationstoleranz und den depressiv, paranoiden Strukturen des Abhängigen die größten Probleme für eine erfolgreiche Einzelfallhilfe (Burian, 1983, S. 139f).

In der Tat tauchen auch in nicht therapeutischen Problemgesprächen immer wieder spannungsreiche Übertragungssituationen auf. Dennoch steht es aber jedem Patienten der Orientierungsphase frei, Einzelgespräche über bestimmte Probleme oder einfach nur über seinen gegenwärtigen Zustand zu erhalten. Ebenso können die Mitarbeiter bestimmte Patienten aufgrund von Verhaltensweisen, Konflikten, aber auch nur aus allgemeinem Interesse zu Einzelgesprächen bitten.

Soziale Einzelfallhilfe ist nach Perlman ein Prozeß des Problemlösens mit dem Ziel, dem Hilfesuchenden die stützende und emotional anregende Erfahrung der Beziehung mit einem interessierten und respektvollen Helfer zu vermitteln, ihm die Analyse seiner Probleme zu ermöglichen und ihn zu befähigen, seine Lebenssituation selbst zu verändern (vgl. Perlmann, 1985).

Nach Hollis ist die soziale Einzelfallhilfe eine psychosoziale Behandlungsmethode mit dem Ziel, den Menschen zu befähigen, seine Bedürfnisse umfassender erfüllen und in seinen zwischenmenschlichen Beziehungen angemessener handeln zu können (vgl. Hollis, 1979).

Ziel ist es demnach, den Patienten zur Hilfe zur Selbsthilfe zu befähigen. Grundlegende Behandlungsstrategie ist die klientenzentrierte Gesprächsführung. Die Grundaussage könnte hier sein: "Mir ist alles wichtig was, der Patient sagt" sowie die themenzentrierte Behandlung mit einem mehr oder weniger offenen Kontrakt, der die genaue Problemstellung erfaßt und eine Orientierung an dieser ermöglicht.

Als Gesprächsführungsmethoden werden vorwiegend das Spiegeln und das Reflektieren gebraucht. Beim Spiegeln hält der Berater oder Therapeut dem Patienten oder Klienten das eben Gesagte direkt als wörtliches Zitat entgegen. Reflektieren meint das Zusammenfassen des Gesagten im Sinne einer Inhaltswiedergabe.

In der Praxis gehe ich in der therapeutischen Gemeinschaft so vor, daß ich den Patienten primär erzählen lasse, wie er sein Problem sieht und wo er Ansatzpunkte für eine Veränderung erkennen oder phantasieren kann; dann fasse ich das Gesagte im Sinne der Reflektion zusammen und erfrage oder hinterfrage weitere Lösungsmöglichkeiten. Dabei greife ich auf Varianten zurück, mit deren Hilfe sich der Patient ehemals aus einem ähnlichen Problem befreien konnte. Zuletzt überprüfe ich zusammen mit dem Betreffenden die erarbeiteten Problemlösungsstrategien hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit in die Realität.

Folgendes Grundschema zur Erfassung einer Problemsituation wende ich häufig an: 1. Was ist das Grundproblem? 2. Welches ist das ursächliche Problem? 3. Wo liegt das auslösende Problem? 4. Welches ist das drängendste Problem und 5. welches ist letztlich das momentan zu lösende Problem? (vgl. Kamphuis, 1979).

Hollis hat zusammen mit Gerbis ein Handlungsmodell entworfen, aus dem ich die Prinzipien der Einzelfallhilfe sowie die diagnostische Problemanalyse und die Behandlungsstrategie ableite.

Als Prinzipien nennen sie zuallererst das Akzeptieren und wärmende Annehmen des Patienten. An zweiter Stelle steht das Erkennen und Achten von Bedürfnissen, die der Patient hinsichtlich seines Einzelgesprächs, aber auch seiner Problemlösung hat. Ich muß versuchen, die Außenwelt des Betreffenden zu verstehen. Das Objektivieren und das Heranziehen von wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Problem- und Situationsanalyse wird als drittes Prinzip genannt. Als nächstes fordern sie, die Selbstbestimmung anzuerkennen und ermutigend zu wirken. Das letzte Prinzip ist das des partiellen und zeitweiligen Einschränkens, worunter ich gegebenenfalls auch Sanktionen oder Konsequenzen verstehe, sofern sie zur Erreichung der Behandlungsziele dienen.

Die diagnostische Problemanalyse ist ein fortlaufender Prozeß vom Beginn des Kontaktes bis zu dessen Ende. Die Diagnose darf nach Hollis und Gerbis keinen statischen Charakter annehmen, sondern muß fortwährend überprüft und gegebenfalls modifiziert werden. Zentrale Bedeutung hat hier nicht die isolierte Innen- oder Außenwelt; viel wichtiger scheint den Autoren die Analyse der Person-Umwelt-Bezüge zu sein. Erst an zweiter Stelle kommt die genaue Analyse der Persönlichkeitsstruktur. An diesen diagnostischen Weg sollte sich die Zielanalyse anschließen. Ein Behandlungsplan leitet auf die dritte Ebene der Therapie über. Vorweg muß allerdings eine helfende Beziehung zwischen Berater und Patienten oder Klienten entstanden sein, die auf echtem Interesse und Emphatie beruht. Durch Gesprächsinterventionen sollen die schwachen Ich-Funktionen verbessert werden (vgl. Hollis, 1979).

Aus dem oben Dargestellten entwickelte ich folgende Grundsätze für die von mir durchgeführten sozialpädagogischen Einzelgespräche:

Am Anfang jedes Kontaktes steht aktives Zuhören und Blickkontakt. Bevor ich mit dem eigentlichen Gespräch beginne, kläre ich die Erwartungen des Patienten an meine Person und an mein Handeln ab.

Konflikte und sonstige Probleme sind nicht losgelöst von anderen Beteiligten zu betrachten. Daher versuche ich die Schilderung der Situation durch den Patienten auf die Innen- und Außenwelt zu richten. Zur Verdeutlichung der Problemsituation erstelle ich oftmals zusammen mit dem Patienten ein Soziogramm, aus dem der Zusammenhang der Beteiligten hervorgeht (wo, mit wem, gegen was?).

Nachdem ich mich so über die Problemstellung habe informieren lassen, kläre ich für mich ab, was ich in der Situation will, was ich kann, was ich darf, und was ich mag (beziehungsweise nicht kann ect.).

Weiter bemühe ich mich darum, keine allgemeingültigen Ratschläge oder Problembeseitigungsvorschläge zu machen, sondern dem Patienten selbst zu dieser Aufgabe zu motivieren. Gerade hier muß ich mich gegenüber den Aufgaben und Kompetenzen von Ärzten, Juristen, Psychologen oder anderen Fachkräften abgrenzen und darauf achten, nicht als Vermittler oder Komplize mißbraucht zu werden. Ich versuche Manipulationsversuche aufzudecken und deren Grund und die dahinterstehenden Wünsche und Erwartungen aufzuzeigen.

Vor allen Dingen geht es in der Orientierungsphase, wie aber auch in der gesamten Therapiekette, nicht darum, irgendwem Schuld zuzuweisen oder anderweitig die Schuldfrage zu diskutieren.

Im Mittelpunkt meiner Anstrengungen steht immer das Bemühen um Hilfe zur Selbsthilfe, indem ich Verständnis für die Problematik aufbringe, aber dennoch zur eigenen Problemlösung motiviere. Durch spezielle Techniken. wie die des Hinterfragens eigener und fremder Bedürfnisse, grenze ich mich gegenüber den Anforderungen meines Gesprächspartners ab. Dabei ist jedoch erst einmal wichtig, diese Anforderungen zu erkennen, mich dann von ihnen, mittels bestimmter Theorien, wie z. B. Psychoanalyse und Sprache, zu distanzieren und mich so den Anforderungen freiwillig zu unterwerfen oder mich ihnen bewußt zu entziehen.

Unüberlegte Vorwürfe sind fehl am Platze, wichtiger ist die positive Verstärkung von eigenen Ansätzen oder früheren Lösungsversuchen. Wenn ein Patient früher schon einmal eine ähnliche Problemsituation gemeistert hat, kann er, wenn er sich an den Erfolg erinnert, auch in der Gegenwart eigene Lösungsansätze selbstbewußter verfolgen. Vorschläge und Vermutungen meinerseits sind immer weniger produktiv als Lösungsansätze und Fragen, die den Patienten direkt betreffen.

Durch konkrete Zielsetzungen versuche ich den Patienten zu eigenem Handeln zu ermutigen, dabei unterstütze ich ihn und stehe zur Reflektion neuer Erfahrungen bereit.

Über die Gesprächsinhalte muß Stillschweigen gegenüber anderen gewahrt werden. Ich motiviere den Patienten allerdings dazu, die besprochenen Inhalte in die Orientierungsgruppe einzubringen. Denn viele Probleme, die in zahlreichen Einzelgesprächen geklärt wurden, sind Probleme vieler Patienten, die, wenn dies in der Gruppe besprochen wird, am gemeinsamen Lösungsweg partizipieren können.

9.5 Darstellung einer Orientierungsgruppensitzung

Im Folgenden möchte ich die Orientierungsgruppensitzung vom 03.11.1988 darstellen und durch eine Situationsanalyse bewerten.

Dabei stütze ich mich auf ein handschriftliches Protokoll dieser Sitzung, welches von einem Gruppenmitglied im Nachhinein erstellt wurde.

Sämtliche Namen und Daten in diesem und in folgenden Kapiteln, durch die die Anonymität der Patienten gefährdet wäre, wurden von mir geändert.

Auf eine ausführliche Vorstellung der Mitglieder möchte ich aus Platzgründen verzichten.

9.6 Verlaufsbeschreibung

Julian, ein Patient, der zum ersten Mal an einer Orientierungsgruppensitzung teilnahm, stellte sich kurz vor: "Ich bin 33 Jahre alt, und seit 15 Jahren drogenabhängig. Mit 17 Jahren probierte ich alle möglichen Drogen aus, rauchte von da ab aber nur noch Haschisch und Marihuana. Nach der Mittleren Reife machte ich eine Lehre als Einzelhandelskaufmann, die ich aber nach 1 1/2 Jahren abgebrochen habe. Während meiner anschließenden Bundeswehrzeit war ich fast jeden Tag betrunken. Seit dem frühen Tod meines Vaters, ich war damals 10 Jahre alt, hatte ich eine sehr starke Bindung an meine Mutter. Ich bin ein typisches Einzelkind. Meine Freundin ist alkoholabhängig, sie will demnächst auch eine Langzeittherapie machen. In der letzten Zeit ging es mir sehr schlecht, ich vernachlässigte total meinen Körper, trieb kaum noch Sport und hatte mehrere Krampfanfälle".

Anschließend sagte Klaus-Heinz: "Ich wurde am Montag (3 Tage zuvor) sehr nett aufgenommen und kam gleich zur Küchenmannschaft.

Die Mittwochsgruppe war besonders schlimm für mich, vor allem der Konflikt zwischen Ditmar und der Gruppe. Ich überlegte mir, was wohl in seinem Kopf vorgeht, wenn er so seine Wut und seinen Haß rausschreit, und ob er anschließend noch von der Gruppe akzeptiert wird. Ich selbst wäre mir sehr schäbig und dreckig vorgekommen. Mir ist durch den Kopf gegangen, ob ich auch mal so zerlegt werden würde. Ich habe gehört, die Persönlichkeit wird hier zerstört und man wird zu einem anderen Menschen gemacht".

Daraufhin frage ich die anderen, wie sie den hier im Haus praktizierten Umgang mit Gefühlen empfinden.

Ulli sagte, daß er früher nur im Suff seine Wut rauslassen konnte. In der Zeit, in der er nüchtern war, verhielt er sich immer sehr brav und angepaßt. "Am Anfang hatte ich auch vor dem Geschrei Angst. Ich konnte mir nicht vorstellen, auch so viel Aggression in mir zu haben wie die anderen.

In der dritten Orientierungsgruppe, an der ich teilnahm, hatte ich einen Konflikt mit Birgit. Ich wollte ihr zwar nur sagen, daß ich ihr "tussiges" Verhalten nicht mag, stellte dann aber, unterstützt durch die Gruppe und durch Andi, fest, daß ich auf sie sehr wütend war. Da habe ich das erste Mal erlebt, daß ich auch ohne Stoff richtig sauer auf jemanden sein konnte. Hinterher gings mir echt besser".

Birgit fing an zu weinen, und erzählte, daß sie ebenfalls sehr viel Angst vor Auseinandersetzungen in der Gruppe hat. "Ich weiß nicht, ob die anderen mich hinterher noch mögen, wenn ich heule oder sie anschreie. Ich kann meine eigenen Gefühle dann plötzlich nicht mehr kontrollieren. Nach dem Konflikt mit Ulli ging es mir zwar wesentlich besser, trotzdem war ich über seine Reaktion sehr traurig. Draußen hat mir niemals jemand gesagt, daß ich "tussig" auf ihn wirken würde".

Ich fragte nach, ob sie sich vorstellen könne, daß einige Leute es sich zwar gedacht, aber dann nicht ausgesprochen hätten.

Birgit fing erneut an zu weinen und stimmte mir zu. Ich forderte sie auf, sich mal so richtig Luft zu machen. Sie wußte nicht wie, schaute fragend in die Runde. Christel legte ihr den Arm um die Schultern und sagte, daß sie einfach "Das tut weh" sagen solle. Ich stimmte dem zu und bat sie den Satz so lange zu wiederholen, bis es für sie stimme. Zaghaft begann sie der Gruppe ihren Schmerz mitzuteilen.

Nach kurzer Zeit wurde der Satz "Das tut weh" immer aggressiver. Ich stoppte sie und fragte, wie es ihr jetzt gehe. Sie sagte, daß sie immer noch sehr traurig sei. Einige aus der Gruppe hatten ihre Aggressivität ebenfalls wahrgenommen und sprachen dies auch aus. Sehr wütend entgegnete Birgit den Männern, daß sie nicht aggressiv sei. Diesen Widerspruch zeigte ich ihr auf und bat sie, den Männern doch mal das zu sagen, was sie von ihnen hält.

Sie fing schnell an, die Männer als "Machos", "Schweine" und "Kraftprotze" zu beschimpfen. Ich forderte sie auf, sich einen Begriff auszusuchen und diesen dann immer wieder zu wiederholen. Die Gruppe und auch ich bemerkten, daß dies das eigentliche Thema von Birgit war. Sie hatte einen maßlosen Haß auf alle Männer, traute sich aber nicht, diesen auszudrücken, sondern verbarg sich hinter der kleinen, weinerlichen und schüchternen Birgit.

Klaus-Heinz erzählte, daß er vor den Therapeuten Angst hätte, sonst aber kein zurückhaltender Mensch sei. Ich fragte ihn, wovor er eigentlich Angst habe. Er antwortete, daß er sich keine Feinde machen wolle und deshalb lieber nicht das sage, was ihm durch den Kopf gehe.

Genau das, sagte ich, sei der Punkt, der den Kontakt mit ihm unklar und verlogen mache. Wenn er angenommen und akzeptiert werden wolle, müsse er seine Wahrheit ausdrücken. "Feinde machst du dir hier im Haus nicht. Du hast nur die Möglichkeit, einen offenen und ehrlichen Kontakt herzustellen, indem du den anderen nichts vorspielst". Letztlich stimmte er dem zu und will es zumindest ausprobieren.

Nach einer längeren Pause schlug ich den Gruppenmitgliedern vor, ihre Eindrücke, Erlebnisse und Gedanken der ersten Tage der Therapie einmal auszusprechen.

Ulli fing an und sagte: "Ich wollte nach der ersten Woche gleich wieder raus, weil es mir zuviel war, was auf mich zukam. Ich holte mir die Informationen über das Haus, die Gruppe und die Therapeuten von anderen Gruppenmitgliedern. Durch das, was die anderen sagten, bekam ich wieder Mut, mich meiner Sucht zu stellen. Mit den 20.-- DM Taschengeld pro Woche kam ich nicht zurecht. Einschränken und Sparen war mir völlig fremd. Doch jetzt habe ich mich daran gewöhnt und habe eingesehen, daß viel Geld auszugeben, auch ein süchtiges Verhalten sein kann".

Birgit erzählte, daß sie anfangs total erschrocken über die Hektik gewesen sei. "Ständig war was los, ich wollte den ganzen Trubel nicht haben und überlegte mir, ob ich gleich wieder gehen soll. Am ersten Videoabend wußte ich gar nicht, was geschah. Alle stürzten nach der Abendgruppensitzung auf die Matratzen und besetzten die guten Plätze. Ich wußte nicht, daß man beim Videoschauen auf den Matratzen liegt, ich war zu spät dran und mußte auf einem Stuhl sitzen".

Ich fragte zwischen, wie sie ansonsten von ihrer Bezugsperson, also ihrer "Mutter", informiert und angeleitet werde. Sie sagte, daß sie sich gerade in der ersten Woche sehr allein und nicht behütet vorgekommen sei. Ihre "Mutter" hätte sich kaum um sie gekümmert, alles was sie wissen wollte, mußte sie selbst erfragen. Außerdem sei sie sich eher als Belastung für ihre Bezugsperson vorgekommen. Ich fragte Birgit, ob sie sich vorstellen könne, in der Therapiegruppe einen Konflikt mit ihrer "Mutter" auszutragen. Sie antwortete: "Davor habe ich Angst. Ich möchte nicht vor 30 Leuten reden".

Daraufhin fragte ich die anderen Gruppenmitglieder, ob sie schon einmal einen Konflikt in der Großgruppe geklärt hätten. Die meisten schüttelten den Kopf und stimmten Birgit in ihrer Angst vor einer Auseinandersetzung in der Großgruppe zu. Nur Ulli, Claudia und Christel sagten, daß sie dort schon Konflikte angesprochen hätten. Ich bat sie, ihre Erfahrungen mitzuteilen und zu sagen, wie es ihnen davor ging.

Claudia erzählte: "Vor meinem ersten Konflikt hatte ich große Angst. Ich wußte nicht, wie die anderen reagieren würden, wenn ich als "Neue" schon nach kurzer Zeit ein älteres Gruppenmitglied konfrontieren würde. Meine Erfahrung war jedoch sehr positiv. Ich hatte den Eindruck, von der Gruppe und vom Team viel Unterstützung zu bekommen. Außerdem war die Angst sehr bald verschwunden, und ich konnte schnell an meine Wut über Markus herankommen".

Von den anderen, die schon Konflikte in der Großgruppe geklärt hatten, bekam Birgit ebensolche Rückmeldungen. Ich foderte Birgit dazu auf, sich durch diese Erfahrungen Mut zu machen und sich ebenfalls aktiv in die Großgruppe einzubringen. "Die Entscheidung darüber, wann und wie du anfängst liegt bei dir, ich würde mich aber freuen, wenn du die Chance des Konfliktes mit deiner "Mutter" nützen würdest".

Wir kamen dann wieder zu der ursprünglichen Frage, nach den ersten Eindrücken im Haus zurück. Claudia berichtete, daß sie sich am Anfang sehr über das Besuchsverbot aufgeregt habe. Christel stimmte ihr zu und ergänzte: "Bei meiner ersten Therapie hier im Haus wollte ich absolut nichts machen. Jetzt, beim zweiten Versuch, hatte ich ein komisches Gefühl. Ich hoffte, daß keine Leute mehr da waren, die mich von meiner ersten Therapie her kannten. Zum Glück war es auch so, dadurch konnte ich unbefangener neu anfangen. Trotzdem wollte ich in den ersten Tagen unbedingt wieder saufen".

Ulli sagte über seine erste Woche, daß er ziemlich gut vorbereitet gewesen sei. Er wußte von seinem Drogenberater, wie es bei Daytop läuft und auf was er sich einzustellen hat. Nur das Filzen der persönlichen Sachen am Anfang hat ihn sehr gestört. Er sah dies als einen mangelnden Vertrauensbeweis. Außerdem erinnerte ihn die Situation an den "Knast".

Zum Abschluß der Gruppensitzung bat ich jeden Teilnehmer kurz zu sagen, wie es ihm geht.

Ulli: "Mir geht es sehr gut, ich finde die Gruppe toll und finde es gut, daß die Frischlinge nicht mehr so ins kalte Wasser geworfen werden".

Claudia: "Ich fühle mich gelöster, es ist hier einfacher, etwas anzusprechen als in der großen Gruppe".

Christel: "Ich war überrascht, daß viele was sagten, die sonst sehr wenig über sich erzählen. Es geht mir gut".

Birgit: "Mir geht es auch gut, ich bin froh, mal an meine Wut über Männer rangekommen zu sein. Trotzdem ist es schwer solche Gefühle zu zeigen. Nächste Woche möchte ich den Konflikt mit meiner "Mutter" in der Großgruppe klären".

Julian: "Ich habe noch Angst vor dem, was in den sechs Monaten hier alles passieren kann. Ich weiß nicht, ob ich so wie Birgit schreien und weinen kann. Draußen habe ich das zumindest nie gemacht".

Klaus-Heinz: "Ich will jetzt anfangen, mich aktiver in die Gruppensitzungen einzubringen, aber viele Regeln, die hier im Haus bestehen, sehe ich nicht ein, darüber können wir das nächste Mal sprechen".

Ich beendete die Gruppe mit meiner eigenen Stimmungsabgabe: "Mir geht es gut, ich freue mich über die Zustimmung, die die Orientierungsgruppe bei euch findet. Hoffentlich geht es auch weiterhin so offen zu wie heute".

9.7 Situationsanalyse

Die von mir ausgewählte Situation ist sehr typisch für eine Orientierungsgruppensitzung bei Daytop Deisenhofen. Diese Darstellung ermöglicht einen guten Einblick in die Abläufe, Inhalte und Methoden der Orientierungsgruppe. Die Vorteile überwiegen den Nachteil, daß vergleichbar wenig informative Inhalte behandelt wurden.

Die Gruppe befand sich im Spätherbst des Jahres 1988 noch in der Anfangsphase. Daher ist es zu verstehen, daß viele Teilnehmer noch sehr zurückhaltend und abwartend waren (vgl. Bernstein u. Lowy, 1969, S. 57f). Mich überraschte besonders das Engagement von Birgit.

Zu Beginn jeder Gruppensitzung bitte ich neue Mitglieder sich kurz vorzustellen.

Bei Julian fällt auf, daß er versucht, die Verantwortung für seine Abhängigkeit auf seine Mutter abzuwälzen. Er war das typische Einzelkind und hatte eine sehr starke Bindung an die Mutter. Solche Äußerungen werden von Süchtigen gerne gemacht, um sich nicht mit der eigenverschuldeten Abhängigkeit auseinandersetzen zu müssen. Dies ist sicherlich auch durch die weitgehende Pädagogisierung und Psychologisierung unserer Gesellschaft mitbedingt (vgl. Giesecke, 1985, S. 30ff). Da Julian zu diesem Zeitpunkt aber erst wenige Tage im Haus war, sprach ich diesen Punkt nicht an. Sicherlich wäre der Zeitpunkt noch zu früh gewesen; er hätte eine Auseinandersetzung mit seiner Verantwortung für seine Sucht vermutlich als zentralen Angriff auf seine Person gewertet; das wäre kaum konstruktiv verlaufen.

Klaus-Heinz sprach eines der wichtigsten Themen der Orietierungsgruppe an. Die Teilnehmer werden durch das Großgruppengeschehen fast immer sehr verunsichert. Sie erleben starke Emotionalität in einer Zeit, in der sie kaum Kontakt zu ihren eigenen Gefühlen haben. Diese Dissonanz löst häufig starke Angst aus, die dann rationalisiert wird. In der Zeit vor der Therapie haben die meisten wahre "Horrorgeschichten" über Daytop gehört. Sie können aber nicht differenzieren, daß solche Geschichten meist von ehemaligen Patienten, die ihre Therapie abgebrochen haben, in die Welt gesetzt werden. Patienten, die die Therapie erfolgreich durchlaufen haben, werden wohl kaum mit Süchtigen zusammenkommen, die sich gerade dazu entschließen, selber eine Langzeittherapie zu machen. So ist das Bild, welches von Daytop im Speziellen, aber von fast allen anderen Einrichtungen ebenso existiert, sehr verzerrt. In den ersten Therapiewochen bieten sich dann aber genau diese Geschichten als Mittel an, die eigene Angst vor einer emotionalen Auseinandersetzung zu rationalisieren. Das somit entstehende Mißtrauen gegenüber den Therapeuten und ihren Methoden läßt sich am besten durch das Befragen schon älterer Gruppenmitglieder abbauen. So war meine Frage an die anderen Gruppenmitglieder, wie sie im Haus den Umgang mit Gefühlen empfinden, angebracht. Diese Interventionsstrategie birgt allerdings auch die Gefahr, daß sich Gruppenmitglieder bewußt oder unbewußt ihre Antworten meinen Erwartungen anpassen. Damit kann es vorkommen, daß Einzelne eigene Gefühle der Angst verdrängen.

Bei Birgit war es wichtig, ihre weinerliche Konfliktvermeidungsstrategie aufzudecken und ihr gleichzeitig eine Methode der Gestalttherapie für den Umgang mit eigenen Gefühlen anzubieten.

Auch hier zeigt sich der Vorteil der Gruppenarbeit in der Orientierungsphase. Nicht ich als Profi muß Methoden anbieten, sondern Christel, eine Mitpatientin, zeigte ihr auf, wie sie Kontakt mit ihren eigenen Gefühlen aufbauen konnte. Birgit hatte damit die Möglichkeit, ihre Verzweiflung und Trauer im Kontakt mit Männern auszuleben um anschließend an das zugrundeliegende Gefühl der Wut gegenüber Männern heranzukommen.

Klaus-Heinz machte mir als Therapeut ein typisch abhängiges Angebot. "Ich habe Angst vor dir, sage mir, warum ich Angst vor dir habe". In dieser Situation hätte ich mir stundenlang darüber den Kopf zerbrechen sollen, warum er Angst vor mir hat. Ich erkannte dieses Double Bind (doppelte, sich gegenseitig aufhebende Botschaften) und konnte dagegen intervenieren, indem ich ihn um eine Interpretation seiner Angst bat.

Fast immer haben Patienten Angst, positive Fortschritte, die sie in der Orientierungsgruppe gemacht haben, auch in die Großgruppe einzubringen. Birgit hatte schon mehrfach Konflikte innerhalb der Orientierungsgruppe geklärt, traute sich aber nicht, denKonflikt mit ihrer "Mutter" in der Großgruppe anzugehen. Auch hier sind Erfahrungen anderer Gruppenmitglieder die beste Methode, Mut zur konstruktiven Auseinandersetzung zu machen. Das Lernen am Modell spielt hier eine bedeutende Rolle.

In den ersten Therapietagen machen die Patienten viele einschneidende Erlebnisse, die ihren weiteren Weg durch die therapeutische Gemeinschaft prägen. Daher ist es besonders in der Orientierungsgruppe wichtig, diese Erlebnisse aufzuarbeiten. Die Regeln, Normen und Werte, aber auch die Stimmung, die Emotionalität und viele Sitten und Gebräuche im Haus erscheinen den neuen Patienten häufig fremd. Sie tendieren zudem dazu, sich den Regeln erst einmal zu unterwerfen und diese dann später unterschwellig zu hintertreiben. Nur wenn sich jeder Einzelne mit unverstandenen Regeln ect. im Therapiezentrum auseinandersetzt, kann er deren Sinn verstehen und sich dann freiwillig anpassen.

Giesecke nennt diesen Vorgang die Verwaltung von Anpassung. Es ist seiner Ansicht nach der erste und entscheidende Schritt zur Autonomie und Mündigkeit des Einzelnen. Dazu ist es allerdings notwendig, die eigene Anpassung aus Distanz zu betrachten. Diese Distanz wird in der Orientierungsgruppe durch die Kommunikation über die Regeln ect. ermöglicht. So kann ein Freiraum entstehen, in dem Anpassung nicht blind erfolgt, sondern in dem in Solidarität der Betroffenen über die bewußte Integration nachgedacht und diskutiert wird (vgl. Giesecke, 1985).

Zum Abschluß einer jeden Orientierungsgruppensitzung bitte ich die Teilnehmer um ein kurzes Statement. Dabei ist es wichtig, daß jeder sagt, wie es ihm geht, wie ihm die Gruppensitzung gefallen hat, und was für ihn momentan oder das nächste Mal noch ansteht. Damit umgehe ich die Gefahr, Gefühle oder Themen angeschnitten oder aufgebracht, aber aus Zeitgründen auf eine Klärung verzichtet zu haben. Wenn in der Stimmungsabgabe auffällt, daß es einem Teilnehmer schlecht geht, oder er gerne noch etwas angesprochen hätte, kann dies entweder nachgeholt oder aber, wenn es nicht akut ist und es sich um ein Sachthema handelt, auf die nächste Gruppensitzung verschoben werden.

Eine objektive Bewertung meines eigenen Führungsstils ist meines Erachtens kaum möglich. Aus meinem pädagogischen Grundverständnis heraus bemühe ich mich, die Gruppe demokratisch zu leiten. Dennoch gibt mir meine Rolle als Therapeut vergleichsweise viel Macht und Autorität. Gerade in der Arbeit mit Abhängigen darf dies aber nicht zur Anpassung der Teilnehmer an meine Erwartungen und Wünsche führen. Diese Gefahr ist besonders in der Orientierungsgruppe allgegenwärtig. Ich bemühe mich deshalb, indirektiv und stützend zu arbeiten. Durch bestimmte Fragetechniken aktiviere ich die Patienten, eigene Problemlösungsansätze zu entwickeln.

9.8 Das Ende der Orieentierungsphase

Die Orientierungsphase beginnt mit der Ankunft eines Patienten in dem Therapiezentrum Daytop Deisenhofen. Am Abend des ersten Tages wird der Abhängige vorläufig in die therapeutische Gemeinschaft aufgenommen. Die endgültige Gruppenaufnahme sowie die anschließende "Besinnung" und die "Baby-Feedbacks" der Gruppenmitglieder beenden die Orientierungsphase.

9.8.1 Die Gruppenaufnahme

Nach etwa sechs bis acht Wochen können neue Patienten ihre endgültige Gruppenaufnahme beantragen. Dazu stehen sie in einer der Therapiegruppen auf und bitten die Gruppe und das Team um ihre Zustimmung zur Aufnahme in die Therapiegruppe. Anschließend folgt ein Gespräch zwischen den Mitgliedern der Gruppe und den anwesenden Mitarbeitern, in dem über die Therapiemotivation und über Therapiefortschritte des Betreffenden diskutiert werden.

Voraussetzung für die endgültige Gruppenaufnahme ist die zu erkennen gegebene Bereitschaft des Betreffenden, sich emotional auf sich und auf andere Bewohner des Hauses einzulassen. Gefordert werden nicht großartige therapeutische Entwicklungen, sondern nur Engagement für und in der Gruppe. Praktisch heißt das, daß sich der neue Patient ersten Konflikten gestellt, emotional an den Gruppensitzungen beteiligt und deutlich für sich und andere Verantwortung übernommen haben sollte.

Sind diese Voraussetzungen erfüllt, wird das Ersuchen beklatscht; der betreffende Patient bedankt sich und ist damit endgültig in die Gruppe aufgenommen.

Patienten, die in den ersten Wochen nur abgewartet oder sich passiv "therapieren" lassen wollten, werden konkrete Vorschläge gemacht, was sie tun sollten, um in die Gruppe aufgenommen zu werden.

Auch hier geht es nicht um bestimmte Leistungen, sondern nur um das "Sich-einlassen" und um die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit sich selbst und anderen Gruppenmitgliedern. So kann beispielsweise ein Vorschlag wie folgt lauten: "Bitte kläre in einer der nächsten Gruppensitzungen diesen oder jenen schwelenden Konflikt, der dich und die Gruppe belastet". Oder: "Bitte organisiere für die Gruppe einen Ausflug in den Tierpark".

In der darauf folgenden Woche kann der Betreffende erneut beantragen, in die Gruppe aufgenommen zu werden. In aller Regel wird dem zweiten Ersuchen stattgegeben. In Ausnahmefällen, wo Patienten zwar hilfesuchend ins Haus kommen, aber dann Problemgespräche blockieren, jede intensive Auseinandersetzung ablehnen und sich nicht an Gruppenabsprachen und an verbindliche Arbeiten halten, kann der Wunsch nach Gruppenaufnahme auch mehrmals abgelehnt werden.

Die endgültige Gruppenaufnahme beendet nicht nur die Orientierungsphase, sondern auch das Kontaktverbot nach außen. Bis dahin durften die neuen Patienten nur schriftlich mit Freunden, Verwandten und Bekannten korrespondieren. Nun kann der Patient telephonieren, Eltern- und Partnergespräche durchführen und Verantwortungsposten in der Gruppe übernehmen.

9.8.2 Die Besinnung und der Besinnungsbericht

An die Gruppenaufnahme schließt sich die Besinnung an. Der nun endgültig in die Gruppe aufgenommene Patient geht an dem der Gruppenaufnahme folgenden Sonntag für 24 Stunden in ein Einzelzimmer.

In dieser Zeit wird er von seiner Bezugsperson ein letztes Mal betreut. Kontakte zu anderen Patienten sind nicht gestattet. Daneben kümmert sich selbstverständlich der diensthabende Mitarbeiter um den betreffenden Patienten.

Dieser Tag steht ganz im Zeichen der Reflexion der Vergangenheit und des bisher im Haus Erlebten. Die meisten Patienten nützen die ruhige Zeit, um endlich einmal wieder ausschlafen zu können und um sich zu entspannen. Daneben beschäftigen sie sich aber in aller Regel auch intensiv mit ihrer Suchtvergangenheit und mit ihrer Kindheit.

In den ersten Therapiewochen haben sie schon viel von der durch Offenheit, Klarheit und Ehrlichkeit gekennzeichneten Atmosphäre mitbekommen. Sie haben meist begonnen, Beziehungen so aufzubauen, wie sie sie sich in der zurückliegenden Zeit gewünscht haben. Der Vergleich zwischen Ursprungsfamilie, späterem Freundeskreis und der Realität der therapeutischen Gemeinschaft löst fast immer starke Traurigkeit aus. Viele Patienten erkennen, daß sie vor der Therapie nur oberflächliche Szenen- oder Kneipenbeziehungen geführt haben, hinter denen sie ihre eigentlichen Bedürfnisse nach Nähe, Geborgenheit und Vertrautheit zurückgestellt haben.

In dieser Zeit erleben sie hautnah die Utopie der Realität, die Adorno als die Antithese zu bestehenden sozialen und gesellschaftlichen Verhältnissen bezeichnet (vgl. Adorno, 1971). Diese in der therapeutischen Gemeinschaft gelebte und erlebte Utopie wird zum Verstärker der vorhandenen Therapiemotivation. Sie stellt gleichzeitig auch das erste konkrete Therapieziel dar, für dessen Verwirklichung sich die Auseinandersetzungen, die noch bevorstehen, lohnen.

Der betreuende Mitarbeiter versucht, die entstehende Trauer und Verzweiflung über die Vergangenheit und speziell über die Beziehungen in den Ursprungsfamilien zu kanalisieren und den Patienten zu motivieren, daraus konkrete Zielperspektiven für die Zeit nach der Therapie zu entwickeln.

Während der Besinnung soll jeder Patient einen Besinnungsbericht schreiben. Der Besinnungsbericht ist einerseits eine Hilfe zur Bewältigung und zur Verarbeitung der auftretenden Gefühle, andererseits bietet er aber auch Material, welches in einer der nächsten Therapiegruppen aufgearbeitet wird. In dem Besinnungsbericht sollen alle erwähnenswerten Überlegungen und alle Gefühle, die dadurch entstehen, beschrieben und festgehalten werden.

Um die abstrakten Begriffe der Besinnung und des Besinnungsberichtes greifbarer zu machen, füge ich diesen Ausführungen den Besinnungsbericht von Sacha U., einem 23jährigen Konditor, an. Voranstellen möchte ich eine kurze Beschreibung des Patienten.

Sascha U. kam direkt aus der Entgiftung im BKH Wiesloch zu Daytop Deisenhofen. Er hat 1985 schon einmal eine Langzeittherapie im Daytop Therapiezentrum Gräfelfing gemacht.

Neben seiner Abhängigkeit leidet Sascha an einer frühkindlichen emotionalen Mangelentwicklung im Sinne einer narzistischen Störung sowie einer erheblichen Identitätsproblematik und um seine Homosexualität, die aber nur schuldgefühlhaft gelebt und erlebt werden kann. Die beschriebene Problematik wird von dem Patienten süchtig abgewehrt, so daß sich die Therapie besonders darauf beziehen muß.

Seine Eltern waren beide berufstätig, hielten ihn immer nur zu Leistung und Anpassung an, gaben ihm jedoch wenig emotionale Zuwendung und Liebe. Nach dem Tod des Großvaters hatte der Patient nach eigenen Angaben keine liebevolle Bezugsperson mehr; er begann zunächst Lösungsmittel zu schnüffeln, ließ sich dann Beruhigungsmittel und vor allem Schmerzmittel verschreiben und nahm alle möglichen weichen, kurzzeitig auch harte Drogen, zuletzt hauptsächlich Tranquilizer und zu deren Verstärkung Alkohol ein.

Sascha U. hat nach seinem Qualifizierten Hauptschulabschluß eine Konditorlehre im Sinne der Eltern, die ihm als Nachfolger in ihrer Bäckerei haben wollten, gemacht, aber durch seine Abhängigkeitserkrankung nicht beenden können. Die letzten Jahre waren durch rastloses Umherfahren und durch häufig wechselnde Arbeitsstellen gekennzeichnet. In alkoholisiertem Zustand hat der Patient mehrere Kaufhausdiebstähle begangen, aufgrund derer ein Strafverfahren anhängig ist.

Psychisch wirkte der Patient bei der von mir durchgeführten Aufnahme freundlich zugewandt, sehr zuvorkommend und überaus krankheitseinsichtig. Seine neunmonatige Therapie in Gräfelfing hatte ihn sichtbar geprägt, er wirkte gruppenerfahren und versiert im Umgang mit seinen Mitpatienten und den Therapeuten.

Probleme hatte er hauptsächlich, eine engere Beziehung zu seinen Mitpatienten aufzubauen und auch Aggressionen als möglichen Teil dieser Beziehungen anzuerkennen. Hinter seiner freundlich zugewandten Fassade wirkte er mißtrauisch, ängstlich und vereinsamt.

Sichtlich beunruhigend war für ihn die dauernde Verfolgung durch die Konstanzer Staatsanwaltschaft, die mehrfach an die Klinik geschrieben hatte, dann ständig telefonischen Kontakt mit dem Patienten wollte und ihn schließlich für eine Nacht aus der Therapie heraus in Untersuchungshaft brachte. Auf der anderen Seite konnte ich diesen Außendruck in der Orientierungsgruppe einsetzen um ihn zu überzeugen, daß ein weiteres Suchtleben ihn sicherlich weiter in die Kriminalität abgleiten lassen würde. Seitdem wirkte Sascha ernster, bemühte sich, sich auf die Therapie ernsthaft einzulassen und wurde offener im verändernden Kontakt mit Therapeuten und Mitpatienten.

Therapieziel war eine intensive Durcharbeitung seiner frühkindlichen emotionalen Mangelzustände, sowie eine Verbesserung seiner Beziehungsfähigkeit.

In der Arbeitstherapie hat sich Sascha in dem ihm zugeteilten Garten sehr wohlgefühlt. Er hat sich beim Herrichten der Beete und bei der Aufzucht von Pflanzen im Gewächshaus sehr liebevoll bemüht. Daneben hat er Mitpatienten häufig beim Backen oder Kochen geholfen, wo er seine Berufserfahrung einbringen konnte. Erhebliche Einbrüche erlitt der Patient, als es um die Klärung seiner zwischenmenschlichen Beziehungen im Haus, besonders zu den Frauen und um seine Rolle in der therapeutischen Gemeinschaft ging.

Sascha hat am 16.05.1989 abends das Haus ungesehen, ohne Angabe von Gründen und ohne sich in der Zwischenzeit wieder gemeldet zu haben, verlassen. Der Patient war am Vormittag in einer Gruppentherapiesitzung mit seiner in der letzten Zeit sehr abweisenden, unerreichbaren Haltung konfrontiert worden. Er hatte sich seit einigen Wochen zunehmend von der Gruppe isoliert, wirkte völlig in sich zurückgezogen und antwortete auf Spekulationen und Fragen nicht. Wir konnten jedoch nicht aufklären, was zu dieser Veränderung geführt haben kann; möglicherweise könnte dies eine nicht eingestandene, homoerotische Bindung an einen Mitpatienten gewesen sein, mit dem er viel zusammen war, und von dem seine Gefühle wohl nicht so erwidert wurden, wie Sascha sich das gedacht oder gewünscht hatte. Mit Sascha war zudem für die auf seinen Abbruch folgende Woche ein Gespräch mit seinen Eltern anberaumt, in dem die schwer gestörte Familienbeziehung aufgeklärt werden sollte.

Besinnungsbericht von Sascha U. vom 23.04.1989:

"Ich denke sehr viel an die Zeit in Heidelberg und was ich dort alles für Mist gebaut habe. Ich erlebe das gerade als den totalen Absturz. Was mich sehr nachdenklich macht, ist das viele Klauen von Alkohol und Medikamenten, und besonders die Konsequenzen jetzt daraus. Ich will und kann nicht akzeptieren, daß ich das bin.

Ich denke gerade an mein Elterngespräch, und daß ich es nicht möchte, aber auch nicht so recht weiß, was ich sagen oder klären soll. Es macht mich total wütend, wenn ich an den Kontakt zu meinen Eltern denke. Die haben sich nie um mich gekümmert, wollten immer nur, daß ich zu den Großeltern gehe und ihnen nicht auf die Nerven falle. Hier im Haus gibt es total viele Leute, die ich echt mag. Die wollen auch nicht immer etwas dafür, so wie das früher war. Mein Großvater und ich haben morgens häufig gekuschelt, das war sehr schön für mich. Er wollte aber immer, daß ich ihn hinterher, sozusagen als Dank dafür, befriedige. Ich fand das total eklig, das hat mich sehr abgestoßen, aber dennoch wollte ich seine Zuneigung nicht verlieren. Das kann ich ja meinen Eltern sagen, ich glaub, die wissen bis heute nicht, was mein Großvater mit mir gemacht hat. Mein Vater hat sich immer aus allem herausgehalten, das ärgert mich.

Ich will unabhängig sein und denke viel an München, an Abitur und Theater. Ich werde nach der Therapie erst mal mein Abitur nachmachen, sofern ich es auch finanzieren kann. Wenn ich keine Untersützung kriege, arbeite ich erst mal ein Jahr und fange dann an.

Ich vermisse gerade die Gruppe und fühle mich sehr allein. Allein sein fällt mir sehr schwer, ich finde es fürchterlich, so isoliert von der Gruppe zu sein. Wenn ich an die Gruppe denke geht es mir gut, und ich fühle mich als ein Teil davon, der gemocht und akzeptiert wird. Ich hoffe nur, daß ich noch mehr konfrontiert werde und selber noch mehr mache. Ich drücke mich total davor, meinem Freund zu schreiben und mich mit ihm auseinanderzusetzen. Überhaupt habe ich große Angst davor, mich auseinanderzusetzen. Ich fühle mich wohl unter Euch allen".

9.8.3 Die Baby-Feedbacks

In der auf die Besinnung folgenden Woche bekommt der endgültig in die Gruppe aufgenommene Patient von jedem seiner Mitpatienten ein Feedback über seine Orientierungsphase. Durch diese Rückmeldungen kann sich der betreffende Patient ein klareres Bild von seiner Position in der Gruppe machen. Darüber hinaus dienen sie als Ausgangsbasis für die weitere Therapie. In den Baby-Feedbacks beschreibt jeder Einzelne seine Beziehung zu dem betreffenden Patienten, wie er ihn erlebt, was er von ihm hält und was ihn an ihm stört oder auffällt.

Auch die Baby-Feedbacks lassen sich am besten durch die Wiedergabe eines Protokolls beschreiben. Sascha. U. schrieb die einzelnen Statements der Gruppenmitglieder zu seinem Baby-Feedbackprotokoll zusammen:

Rosi: "Lieber Sascha, Du bist sehr ehrlich und sagst, was Du denkst. Mit Dir rede ich sehr gern, weil ich zu Dir sehr viel Vertrauen habe. Du interessierst Dich sehr für die anderen und setzt Dich immer für die Gruppe ein. Aber manchmal setzt Du Dich selber so unter Leistungsdruck, daß Du unzufrieden mit Dir selbst wirst, weil Du Deine Ansprüche an Dich selbst viel zu hoch schraubst. Du willst immer gut drauf sein, und wenn es Dir mal nicht so gut geht, weiche ich Dir lieber aus. Du gibst den anderen sehr viel Wärme, Geborgenheit und Verständnis, aber wenn es um Dich geht, machst Du manchmal dicht in der Gruppe. Allerdings bist Du inzwischen sehr offen, und ich bin sehr froh, daß Du da bist. Ich mag Dich sehr gerne".

Julian: "Lieber Sascha, ich mag es, wie Du Dich gibst. Ich hab mich mit Dir zwar nicht oft unterhalten, aber wenn, habe ich auch immer einen Sinn darin sehen können. Bewundernswert finde ich auch Deinen Mut, wie Du Dich ganz intensiv um andere kümmerst. Ich kann Dich gut leiden".

Moni: "Lieber Sascha, ich kann viel Spaß mit Dir machen und kann mich auch sehr ernst mit Dir unterhalten. Ich finde gut, daß Du offen Deine Meinung in der Gruppe und im Plenum sagst. Ich mag Dich sehr".

Klaus-Heinz: "Lieber Sascha, Du hast Dich schnell in die Gruppe eingelebt, hast Dich auch gleich für die Gruppe engagiert und machst jetzt auch in den Therapiegruppen mit. Ich habe ein gutes Gefühl bei Dir, daß Du es packst. Ich mag Dich sehr".

Ulli: "Hallo Sascha, mit Dir tue ich mich sehr gerne unterhalten und bin auch gerne in Deiner Nähe. Du bist offen zu mir, das finde ich echt gut von Dir. Du setzt Dich auch für die Gruppe ein. Mit Dir hat man sehr viel Spaß, und Du bist auch hilfsbereit. Ich mag Dich ganz sehr".

Markus: "Ich kann Dich gut leiden und unterhalte mich gerne mit Dir. Deine Aufgaben, die Dir von der Gruppe gestellt werden, erfüllst Du mit großer Sorgfalt. Ich mag Dich".

Claudia: "Lieber Sascha, mir gefällt an Dir, daß du verschmust und verspielt bist. Mit Dir kann ich auch sehr viel Blödsinn machen und viel lachen. Du hast sehr viel Einfühlungsvermögen und bist sehr sensibel, wenn es um die Gefühle anderer geht. Manchmal hatte ich schon das Gefühl, daß Du nicht den Mut zur Ehrlichkeit hast. Das vor allen Dingen dann,wenn es um Negatives anderer geht, außer Du bist total wütend, das kannst Du schon ganz gut rauslassen. Dein Engagement in der Gruppe finde ich gut. Ich mag Dich".

Thomas: "Ich finde, Du bist ein stark gefühlsbetonter Mensch. In Gesprächen alleine mit Dir bist Du sehr offen, und auch darin, wenn Dich etwas stört. Deine Mitarbeit in der Gruppe gefällt mir, ich mag Dich sehr gerne".

Omar: "Hallo Sascha, in finde Deine freundschaftliche und einsatzfreudige Art gegenüber der Gruppe gut. In der Gruppe könntest Du Dich noch mehr engagieren. Als "Vater" von mir hättest Du Dich für mich als Dein Geburtstagskind schon mehr einsetzen können. Ich finde, daß Du manche Leute bevorzugst, das finde ich nicht gut. Für Deine weitere Therapie wünsche ich Dir viel Erfolg. Ich mag Dich".

Jürgen: "Hallo Sascha, Deine gefühlsbetonte Art und wie Du Dinge beim Namen nennst, machen Dich sehr sympathisch. Auch Dein Engagement in der Gruppe finde ich sehr gut. Ich unterhalte mich gerne mit Dir und mache auch gerne einen Spaß mit Dir. Für Deine weitere Therapie viel Glück und Erfolg".

Martin: "Hallo Sascha, ich kann mit Dir sehr gut reden, Du hörst gut zu und bist immer da, wenn man Dich braucht. Mach weiter so, ich mag Dich".

Nina: "Lieber Sascha, ich finde gut, daß Du Deine anfänglich nervige Geschaftlerei abgelegt hast. Für Dich ist es wichtig, immer happy zu sein. Dementsprechend suchst Du Dir auch immer die Leute heraus, die gerade auf der Sonnenseite stehen. Für die Gruppe setzt Du Dich ein, dabei vergißt Du leider sehr oft, etwas auf Dich zu schauen."

Harald: "Ich habe Dir heute gesagt, daß Du mir am Arsch vorbei gehst. Es ist aber nicht so, im Gegenteil, ich kann Dich eigentlich gut leiden. Ich habe meine Wut grundlos an Dir ausgelassen. Ich hoffe, daß wir einmal in einem Gespräch zusammenkommen, damit ich mehr von Dir erfahre."

Werner: "Sascha, an Dich habe ich mich erst gewöhnen müssen, Deine Ironie und Deine Besserwisserei haben mich oft auf die Palme gebracht. Auch Dein Feedback an mich war ja bestimmt keine Schmeichelei und hat mich verärgert. In der Gruppe arbeitest Du sehr gut mit und bringst Dich auch gut ein."

Rudolf: "Lieber Sascha, ich finde toll, wie Du Dich für die Gruppe einsetzt. Man kann auf Dich zugehen und Dich was fragen. Du versuchst immer zu helfen. Leider trifft das nicht auf alle in der Gruppe zu, denn Du machst ganz schöne Unterschiede. Bitte behandle doch alle gleich. Ich mag Dich."

Peter: "Hallo Sascha, ich finde, daß Du Dich gut für die Gruppe einsetzt. Du pickst Dir aber zum Unterhalten immer nur die Leute heraus, die gerade gefühlsmäßig gut drauf sind, weil dann auf Dich weniger Probleme zukommen. Du willst auch nicht konfrontiert werden. Als Kumpel finde ich Dich sehr in Ordnung, und ich mag Dich sehr gerne."

Alexander: "Hallo Sascha, Du hast Dich gleich gut in die Gruppe eingelebt und auch schon manches in die Gruppe eingebracht. Ich glaube allerdings, es steckt noch allerhand in Dir drin, wenn ich Dich manchmal so wütend erlebe. Packs an, hier hast Du die Gelegenheit dazu, was zu ändern. Für Deine weitere Therapie wünsche ich Dir alles Gute. Ich mag Dich sehr."

Christoph: "Lieber Sascha, Du bist feinfühlig und sensibel. Genau wie Du Zuneigung brauchst, strahlst Du Wärme aus. In der letzten Zeit warst Du nicht so aktiv in der Gruppe. Komme aus Deinem Schneckenhaus wieder raus, denn ich mag Dich sehr."

Homer: "Lieber Sascha, wie Du weißt, war mein erster Eindruck von Dir positiv. Du warst immer gleich da, als ich Fragen oder Bitten hatte. Alles Gute für Deine Therapie."

Oliver: "Lieber Sascha, mir gefällt an Dir, daß Du Deine Meinung in der Gruppe gut vertrittst. Was mich daran stört, ist die Gestik, wie Du das bringst. Du siehst auch, wenn es jemandem traurig geht, versuchst dann zu helfen, das finde ich gut. Ich mag Dich."

Benjamin: "Lieber Sascha, ich finde Du bist'ne ulkige Type. Ich mag Deine lustige und offene Art, wie Du mit anderen umgehst. Du bist sehr selbstkritisch und kannst anscheinend nur selten mit Dir zufrieden sein. Was mir schwerfällt, sind negative Feedbacks für Dich zu finden. Mir fällt dazu nur der Ausdruck Luftikus ein, der Du manchmal bist. Ich mag Dich."

Christel: "Lieber Sascha, Du bist immer sehr ehrlich, sprichst offen über Deine Gefühle und bist an allen Gruppenmitgliedern interessiert. In den Gruppen bringst Du Deinen vollen Einsatz und versuchst auch jeden, durch das, was Du sagst, weiter zu bringen. Ich finde das sehr gut und mag Dich."

Gernot: "Lieber Sascha, für meine Begriffe hast Du Dich schnell in die Gruppe eingelebt. Du vertrittst Deine Meinung ohne Wenn-und-Aber. Mir gefällt besonders Deine Antenne für Probleme von anderen Gruppenmitgliedern, die Du hast. Auch Deine Senibilität für Phlanzen und Tiere finde ich toll. Sascha, ich mag Dich."

Diese Baby-Feedbacks charakterisieren gut den Standpunkt von Sascha in der Gruppe. Er konnte sich aufgrund seiner Therapieerfahrung schnell in die Gruppe integrieren und zeigte sich vordergründig offen und zugewandt. Dennoch konnte er keine intensiveren und tragfähigeren Beziehungen aufbauen, die ihm ein Verbleiben im Haus trotz einer akuten Drucksituation ermöglicht hätten.

Die Gruppenmitglieder beschreiben ihn durchweg als lustig, nett, gefühlsbetont oder freundlich. Diese Beschreibungen sind allesamt zutreffend; diese Rolle spielte Sascha wahrscheinlich jahrelang in seinem bisherigen Leben. Dadurch konnte er jedoch niemals die Bestätigung, die er eigentlich wollte, erhalten.

Die allermeisten Mitpatienten schließen ihr Feedback mit: "Ich mag Dich" oder "Ich hab Dich sehr gerne" ab. Damit drückten sie zum einen die tatsächliche Wertschätzung in ihrer Beziehung zu Sascha aus, in einigen Fällen wurde dieser Abschluß aber auch zu einer stereotypen Wiederholung.

Ich glaube, daß ich durch die ausführliche Fallbesprechnung des Patienten Sascha U., die nachfolgenden Berichte über die Besinnung und die Baby-Feedbacks das Ende der Orientierungsphase greifbar und anschaulich dargestellt habe.

10 Grenzen sozialpädagogischen Handelns in der Orientierungsphase

An vielen bundesdeutschen Hochschulen und Fachhochschulen wird immer noch der Lehrsatz vertreten: Sozialpädagogen sollen stützend, aber nicht aufdeckend arbeiten. Diese Lehrmeinung absolut in die Praxis der Therapie von alkohol- und medikamentenabhängigen Patienten umzusetzen, wäre ein "Kunstfehler". Stützendes Handeln allein kann im Umgang mit Abhängigen nur zum Kaschieren der eigentlichen Probleme führen. Sicherlich darf der Patient nicht von Anfang an permanent "therapiert" werden, dennoch ist es wichtig, vom ersten Augenblick der Begegnung an eine klare, abgegrenzte, aber ehrliche und offene Beziehung zu dem Abhängigen aufzubauen.

In der therapeutischen Gemeinschaft sind keine speziellen "Psychomethoden" erforderlich, um abhängigkeitsbedingende Faktoren aufzudecken und zu verändern. Jeder Patient bringt sich mit seinen Stärken, Schwächen und Problemen unwillkürlich ein. Aufgabe der Sozialpädagogen ist es hier, das gelebte Verhalten zu hinterfragen und zusammen mit der Gruppe und dem Betreffenden auf bestimmte kausale Ursachen zurückzuführen.

Durch die Lebenswirklichkeit in der therapeutischen Gemeinschaft und ihrer therapeutischen Wirksamkeit, können die Ursachen der Abhängigkeitsentwicklung verändert werden. Stützen würde in diesem Zusammenhang lediglich Verdecken bedeuten. Auch Drogen und Alkohol wurden vorwiegend als "Stütze" mißbraucht.

Gerade in der Therapie von Abhängigkeitserkrankten ist die multidisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Sozialpädagogen und Psychologen, Medizinern, Psychotherapeuten und vor allem Ex-Usern nötig, um die ganze Bandbreite der Symptomatik von Abhängigkeit behandeln zu können. Dazu bringt der Sozialpädagoge aus seinem Studium einige brauchbare Methoden der Einzelfallhilfe und der Gruppenarbeit mit. Leider erlebte ich, daß diese Methoden unzureichend sind und Sozialpädagogen nicht ausreichend für die Mitarbeit in Therapieeinrichtungen qualifizieren. Sicher ist es irreal zu fordern, eine therapeutische Zusatzausbildung in das Studium zu integrieren. Dennoch sollten mehr Lehrveranstaltungen angeboten werden, die sich mit der praktischen Umsetzung der erlernten Theorien der Tiefenpsychologie, der Verhaltenspsychologie oder der Pädagogik beschäftigen. Gerade das Studium der Sozialpädagogik hat den Anspruch, umfassend, über die Grenzen einzelner Wissenschaften hinaus, Wissen zu vermitteln. Doch nützt es wenig, wenn ich bestimmte Lernprozesse erkenne, dagegen aber nicht intervenieren kann. Im Studium wurden uns kaum differenzierte Handlungsansätze gelehrt, so daß ich am Anfang meiner Tätigkeit bei Daytop Deisenhofen besonders auf die methodische Anleitung anderer Fachkräfte angewiesen war.

Eine weitere Grenze sozialpädagogischen Handelns war in meinem Praktikum die fehlende Supervision. In einem Team von sieben therapeutischen Mitarbeitern entstehen ständig Konflikte und Auseinandersetzungen. Wie auch in der Gruppe der therapeutischen Gemeinschaft gibt es viele Übertragungs- und Gegenübertragungsmöglichkeiten. Diese Übertragungen entwickeln eine sehr große Eigendynamik, wenn sie nicht rechtzeitig aufgedeckt werden. Dies ist jedoch kaum von Innen heraus möglich, sondern bedarf einer qualifizierten Supervision.

Als Mitarbeiter in einer therapeutischen Gemeinschaft ist der Sozialpädagoge häufig Übertragungspartner von Patienten. Ihm wird, je nach Situation, beispielsweise eine Vater- oder Mutterrolle zugedacht. Hierbei ist es sehr schwierig, zwischen eigenen Einstellungen, Gefühlen oder Meinungen und der abgegrenzten, objektiven Rolle des Therapeuten zu differenzieren. In dem Moment, wo ich mich selbst in einer Übertragungssituation befinde, spielen eigene subjektive Anteile von mir eine nicht zu unterschätzende Rolle. Darin liegt die Gefahr, daß sich für den Patienten in der Therapie traumatisierende Erlebnisse wiederholen, demnach auch keine ursächliche Veränderung der Ausgangssituation erreicht werden kann.

Jeder Patient macht sich zu Beginn der Entwöhnungsphase von seinen Therapeuten abhängig. Diese Abhängigkeit ist erst einmal durchaus produktiv. Sie gibt ihm Sicherheit, er kann seine eigenen Ich- und Überich-Funktionen entlasten und sich an einem anderen Menschen ausrichten. In der Logik der therapeutischen Gemeinschaft durchlebt der Patient in den ersten Therapiemonaten eine Kindheitsphase. Erst später beginnt er, sich allmählich von den Therapeuten zu emanzipieren und wieder verstärkt eigene Ich- und Über-Ich-Funktionen zu übernehmen. Diese Abgrenzung kann man sinngemäß mit einer zweiten Pubertät vergleichen. Auch hier muß es massive Konflikte geben, die der Therapeut jedoch als Ängste des Betreffenden vor der nötigen Abgrenzung erkennen muß, um nicht selbst wütend gegen das ablehnende Verhalten agieren zu müssen.

Die größte Gefahr liegt am Ende der Orientierungsphase, wenn die beschriebene Ablösung in aller Regel einsetzt. Plötzlich wird der ehemals "über alles geliebte" Therapeut beschimpft und abgelehnt. Vollzieht er diesen Schritt der Ablösung selbst nicht authentisch mit, erlebt der Patient wiederum eine abhängigkeitsfördernde Beziehungssituation. Der Mitarbeiter muß dem Patienten das Gefühl geben, auch wenn dieser ihn ablehnt und sich damit abgrenzt, dennoch noch gemocht und akzeptiert zu werden. Auf keinen Fall darf der Patient das Gefühl bekommen, wenn er sich ablöst, abgeschoben und nicht mehr gemocht zu werden. Eigene, unbewußte, abhängige Beziehungsvorstellungen auf Seite des Mitarbeiter können katastrophale Folgen für die weitere Entwicklung des Patienten haben.

In der Übertragungssituation kommt es zu erheblichen emotionalen Belastungen für alle Beteiligten. Leider hatte ich zu Beginn meines Praktikums noch keine intensive Selbsterfahrungsgruppe mitgemacht, so daß ich gelegentlich in eigenen Gegenübertragungen gefangen blieb. Auch wenn das Team mich sehr unterstützt und begleitet hat, fehlte mir auf Seiten der Hochschule ein Forum, in das ich eigene persönliche Probleme einbringen konnte. Die angebotenen praxisbegleitenden Lehrveranstaltungen stellen mit Sicherheit nicht den geeigneten Rahmen dazu dar. Vielmehr halte ich es für sinnvoll, die hochschulinternen Supervisionsveranstaltungen im zweiten Studienjahr auf das Praktikum auszuweiten. Generell kann ich sagen, daß die dauerhafte Mitarbeit von Sozialpädagogen in einer therapeutischen Einrichtung eine eigene Lehrtherapie oder Selbsterfahrungsgruppe voraussetzt.

Wie von den meisten anderen Therapieeinrichtungen für Abhängige gibt es auch von Daytop Deisenhofen keine gesicherten empirischen Untersuchungen über die Erfolgsbilanzen. Generell wird von einem Anteil von etwa 40% der Patienten ausgegangen, die zwei Jahre nach Beendigung der Therapie noch "trocken" oder "clean" sind. Eine bessere Überprüfbarkeit der Erfolgsquote könnte die Mitarbeiter erheblich motivieren und helfen, das Konzept der Therapieeinrichtung zu verbessern.

11 Abschließende Überlegungen

11.1 Zusammenfassung

In meiner Diplomarbeit über die Orientierungs- und Motivationsphase in der Arbeit mit Alkohol- und Medikamentenabhängigen ging es mir darum, nach einer ausführlichen Abhandlung über Allgemeines zur Abhängigkeit und Motivation, die konkrete Praxis der Therapiemotivationen in der Kontakt- und Entgiftungsphase sowie die Orientierung und die Motivationsverstärkung in der Entwöhnungsphase darzustellen.

Ich hoffe, es ist mir gelungen, ausreichend Verständnis für die allgemeine Definitionen von Abhängigkeit und Motivation, die drei Entstehungsfaktoren von Sucht und die Behandlungsstrategien zu schaffen. Wenn man, wie ich, Abhängigkeit nicht nur als Symptom, sondern vor allem in seinem Ursachenbezug verstehen möchte, ist es unerläßlich, ausführlich auf die gängigen Theorien zur Sucht und deren Entwicklung einzugehen.

Als Hintergrund meiner Arbeit wählte ich die Orientierung und Motivation des Abhängigen in den ersten Therapiephasen. Auch wenn ich nicht in jedem Kapitel explizit darauf hingewiesen habe, so glaube ich doch, daß sich dieser Kontext als Leitfaden durch die gesamte Arbeit zieht.

Ein akuter Leidensdruck führt den Abhängigen in professionelle Beratung. In der Kontaktphase muß sich die Motivation des Abhängigen demnach an seinem momentanen Leidensdruck ausrichten. Er muß diesen als selbstverschuldet annehmen und daraus den Wunsch nach einer Veränderung des ursächlichen Problems ableiten. Diese Phase könnte man mit dem Leitmotiv "Betroffenheit herstellen" beschreiben.

Die körperliche Entgiftung sollte zu einem eigenständigen Moment der Therapiemotivation werden, indem dem Abhängigen die Chance gegeben wird, die Folgen seiner eigenen Verantwortungslosigkeit gegenüber sich selbst zu erleben.

In der Entwöhnungsphase muß der Patient Zeit bekommen, sich einzugewöhnen und zu orientieren. Er sollte behutsam die therapeutischen Methoden kennenlernen, die Ängste gegenüber einer Veränderung abbauen, Sicherheit, Geborgenheit und Wärme erleben und spüren, Zugang zu seinen eigenen Gefühlen bekommen und sich mit den gegebenen Verhältnissen und Regeln auseinandersetzen. Dazu kommt die Notwendigkeit, konkrete Problemfelder herauszuarbeiten, Zielvorgaben für die Therapie zu entwickeln und Perspektiven für das suchtfreie Leben nach der Therapie zu schaffen. Auch wenn es über mein eigentliches Thema hinausging, wollte ich die dringende Notwendigkeit der Nachsorge über Jahre bis Jahrzehnte nicht aussparen.

Für wesentlich hielt ich auch die Darstellung der Anwendung von sozialpädagogischen Methoden in der Orientierungsphase. Ich glaube, daß es mir gelungen ist, gerade in diesem Bereich eine Verbindung zwischen Sozialpädagogik und Therapie zu vollziehen.

In der Literaturauswahl war ich vorwiegend auf Werke von Psychologen und Medizinern angewiesen. Ich halte, das sei hier nur kurz erwähnt, die strikte Trennung von psychotherapeutischer und sozialpädagogischer Praxis für nicht praktikabel. Gerade hier sollte sich das multidisziplinäre Verständnis von Sozialarbeit und Sozialpädagogik zeigen.

Aufgrund meiner praktischen Erfahrungen im Umgang mit Alkoholikern und Medikamentenabhängigen habe ich die Themenstellung anfangs auf diesen Personenkreis beschränken wollen. Durch mein intensives Literaturstudium und die zahlreichen Gespräche und Interviews kam ich im Laufe der Arbeit immer mehr zu der Überzeugung, daß das von mir aufgestellte Konzept in allen Punkten und in jeder Weise auf die Arbeit mit Abhängigen von sog. harten Drogen übertragbar ist. Lediglich in Nuancen ergeben sich geringfügige Unterschiede, die aber, da wir es sowieso mit unterschiedlichen Individuen zu tun haben, im Umgang mit diesen Patienten in der Kontakt-, Entgiftungs-, Entwöhnungs- und Nachsorgephase, keine entscheidende Rolle hinsichtlich des Motivations- oder Orientierungsbegriffes spielen.

11.2 Schlußfolgerungen

Die Bundesregierung hat Anfang des Jahres 1990 einen nationalen Plan zum Kampf gegen die Drogen vorgelegt. Die Zahl der Drogenopfer steigt unaufhörlich, Alkohol ist unter Jugendlichen so verbreitet wie noch nie. Eine international arbeitende Drogenmafia schafft immer größere Mengen an "Stoff" in die nördliche Welt. Alkoholhaltige Getränke sind in der Regel immer noch billiger als die gleiche Menge nichtalkoholischer Getränke.

Der nationale Kampf gegen die Drogen ist leider einmal mehr vorwiegend auf die illegalen Drogen ausgerichtet. Immer mehr Polizei- und Bundesgrenzschutzeinheiten werden zur Drogenbekämpfung eingesetzt. Sicherlich ist die Bekämpfung des Drogenimports notwendig; darauf allein darf eine sinnvolle Drogenpolitik nicht reduziert werden. "So bleibt doch das Wichtigste, was wir bei uns zu Hause tun. Es geht ganz entscheidend darum, die Nachfrage nach Stoff bei uns selbst zu vermindern. Die Wurzeln des Problems ... liegen in unseren eigenen Köpfen und Herzen. Wir selbst ... müssen erkennen, daß der Drogenkonsum eine Selbsttäuschung ist. Er löst keine einzige Lebensfrage, sondern zerstört nur das Leben" (Weizsäcker, 1990, S.2). Wenn dieser Leitgedanke von Richard v. Weizsäcker tatsächlich zum Leitmotiv der Drogenpolitik würde, dann könnten schnellstmöglich gravierende Lücken in der Therapiekette geschlossen werden. Heute ist es immer noch so, daß Kostenzusagen für eine Langzeittherapie mehrere Monate dauern können, daß Entgiftungsabteilungen an Allgemeinkrankenhäusern, Psychiatrischen Landeskrankenhäusern und Universitätskliniken aufgegeben werden, obwohl schon mehrwöchige Wartezeiten auf einen Entgiftungsplatz z. B. in München die Regel sind, und daß die Aufnahme in eine Langzeittherapieeinrichtung oftmals ein halbes Jahr oder zumindest einige Monate dauern kann. Diese Unterkapazitäten müßten beseitigt werden. Einen Patienten so zu motivieren, daß er dieses Sammelsurium an "Durststrecken" ohne Rückfall übersteht, scheint mir eine fast nicht lösbare Aufgabe zu sein.

Eine zweite Überlegung stelle ich den Ausführungen von Richard v. Weizäcker nach. Die Nachfrage nach Drogen und Alkohol zu reduzieren beinhaltet für mich einen Wandel unserer Konsumgewohnheiten. "Immer mehr" und "Immer schneller" sind durchaus als sog. süchtige Mechanismen zu begreifen.

Abschließen möchte ich meine Diplomarbeit mit folgender Anmerkung:

Die Therapiekette ist ein Teil des Rehabilitationsprozesses, in dem Bürger und Bürgerinnen, die den Anforderungen, die eine moderne technisierte Industriegesellschaft an sie stellt, nicht mehr erfüllen können, wieder leistungsfähig gemacht werden sollen. Ihre "Arbeitsfähigkeit" soll durch professionelle Maßnahmen und Selbsthilfegruppen wiederhergestellt werden. Aber wohin sollen diese Menschen eigentlich reintegriert werden. Doch wohl in eine Gesellschaft und in Familien, durch die und in denen sie krank und abhängig geworden sind. Ob es ausreicht, nur die süchtige Disposition eines Einzelnen zu verändern, ihn also zu therapieren, sei dahingestellt.

12 Literaturverzeichnis

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13 Erklärung

Ich erkläre, daß ich die vorliegende Arbeit selbständig und nur unter Zuhilfenahme der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe.

Soweit aus den im Literatur- und Quellenverzeichnis angegebenen Werken einzelne Stellen dem Wortlaut oder dem Sinn nach entnommen sind, sind sie in jedem Fall unter Angabe der Entlehung kenntlich gemacht.

Mir ist bekannt, daß ein Verstoß hiergegen zum Ausschluß von den Prüfungen führt oder die Prüfung ungültig macht.

Aus technischen Gründen konnte diese Diplomarbeit nicht im eineinhalbzeiligen Abstand ausgedruckt werden. Sie umfaßt 149 zweizeilige, was 112 eineinhalbzeiligen Textseiten entspricht.

München den 15.03.1990, Andreas Dexheimer

14 Danksagung

Allen voran sei meiner betreuenden Professorin Frau Dr. U. Petermann für ihr Interesse am Fortgang der vorliegenden Arbeit gedankt.

Für die Einführung in das Fachgebiet und die angewandten Methoden, sowie der hervorragenden Anleitung, möchte ich mich bei Frau Seifert und Herrn Dr. Dwinger bedanken.

Besonderen Dank verdient die hilfreiche Unterstützung bei der praktischen Darstellung der Kontakt- und Entgiftungsphase durch Herrn Seifert von der Jugend- und Drogenberatungsstelle München und Herrn Dr. Dr. Tretter vom Bezirkskrankenhaus Haar.

Für die große Geduld bei der Korrektur dieser Arbeit möchte ich meinem Bruder Michael Dexheimer, meinem Vater Karl Dexheimer, sowie Peter Delp, Christiane Schwark und vor allen Frau U. Müßiggang danken.

Abschließend sei allen Freunden und Kollegen für die fruchtbaren Diskussionen, die produktive Kritik und die bereitwillige Zusammenarbeit gedankt.

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